Die Verkäufer der Regionen

Von Sonja Gambon

Sie berichten aus den Regionen, über die Regionen und verbinden die Regionen: Die SRF-Inlandkorrespondentinnen und -korrespondenten vermitteln zwischen den Sprachregionen, zwischen Dorf und Grossstadt, Rösti- und Polentagraben. Wie sie dabei genau vorgehen und was sie bei ihrer Arbeit beschäftigt erfuhren Interessierte an der «Nacht der InlandkorrespondentInnen» am Freitag, 18. Mai 2018, im Luzerner Winkel. Eins ist nach diesem Abend klar: Die Arbeit als Inlandkorrespondent und Mediatorin zwischen den Regionen der Schweiz ist mit viel Verantwortung verbunden.

Inlandkorrespondenten – wer sind sie und wie arbeiten sie? Schon bei der Vorstellung der anwesenden Podiumsgäste zeigt sich, dass man diese Frage nicht eindeutig beantworten kann. Aus der Zentralschweizer Redaktion vertreten sind Raphael Prinz und Marlies Zehnder, die jeweils für Fernsehen und Radio Berichte erstellen und somit je nach Sendung unterschiedliche Themen unterschiedlich aufbereiten müssen. Mit dabei sind auch Lidia de Bernardi, die für die italienischen Sender Berichte aus der Deutschschweiz macht, und Jean-Marc Heuberger, Deutschschweiz-Korrespondent für die Romandie. Im Gespräch mit Miriam Eisner, Redaktorin beim Regionaljournal Zentralschweiz, erzählen sie von ihrem Alltag, der bei allen ähnlich und doch so anders ist.

So beschäftigt die KorrespondentInnen bei ihrer täglichen Arbeit vor allem die Frage: Welche lokalen Themen sind relevant und spannend für die Tagesschau, le Téléjournal, il Telegiornale? Wie unterschiedlich diese ausfallen können, zeigen die JournalistInnen an Geschichten, die sie selbst mitgebracht haben und dem Publikum gezeigt werden. Da ist zum Beispiel die Geschichte von Stefan Wiesner, einem einzigartigen Koch aus dem Entlebuch, oder der ehrenamtliche Verein Pfasyl, der Flüchtlingskindern kleine Auszeiten auf dem Spielplatz schenkt. Regionale Besonderheiten wie die vielen Seilbahnen in Nidwalden werden vermittelt, andere Themen werden überregional verknüpft, wie die Schulreformen im Tessin, die mit einem Beispiel aus Zürich bespielt wurden.

Die Verkäufer der Regionen

Und trotz – oder vielleicht gerade wegen der Themenvielfalt – sei es sehr schwierig, diese in den Nachrichten platzieren zu können. Dieses Gefühl teilen alle, so spricht Heuberger davon, dass es ein Kampf sei, die Themen den Sendeverantwortlichen schmackhaft zu machen. Zehnder beschreibt die Redaktionskonferenzen gar als „Bazaar“, an dem Themen gehandelt würden, Prinz bezeichnet sich als „Verkäufer der Region“. Bei RSI und RTS scheinen vor allem gesellschaftliche Themen und Porträts gut anzukommen, für die Zentralschweizer Korrespondenten sind politische Berichte auch von grosser Bedeutung – knapp die Hälfte der Beiträge seien zu politischen Themen.

Ein bisschen Heimat in der Tagesschau

Nicht einig werden sie sich bei der Frage, ob die fremde Perspektive eher ein Vorteil ist oder manchmal auch an der Arbeit hindern kann. De Bernardi ist sich sicher, dass ein wenig Distanz immer guttue. Für Zehnder und Prinz ist die Nähe jedoch ein grosser Vorteil. Denn als Heimische würden ihnen sicher viele Türen geöffnet, die sonst verschlossen blieben. Zudem würden die Menschen sich stets freuen, zur Abwechslung mal „Lozärner Dialäkt“ in der Tagesschau zu hören. Auf der anderen Seite müsse man sich stets selbst hinterfragen, ob man noch objektiv berichten könne oder sich schon eine persönliche Befangenheit bemerkbar mache. Fragen, die die meisten JournalistInnen beschäftigen. Eins ist nach diesem Abend klar: Die Arbeit als InlandkorrespondentIn ist herausfordernd, spannend und die Funktion als MediatorInnen zwischen den Regionen für die Schweiz mit viel Verantwortung verbunden.

Die Autorin dieses Beitrags, Sonja Gambon, ist 25 Jahre alt und lebt in Luzern. Sie studiert an der Universität Luzern Weltgesellschaft und Weltpolitik im Master und arbeitet nebenbei als freie Journalistin.

Foto: Moderatorin Miriam Eisner (Mitte) und die InlandkorrespondentInnen v.l. TV-Zentralschweiz-Korrespondent Raphael Prinz, Radio-Zentralschweiz-Korrespondentin Marlies Zehnder, RSI-Korrespondentin Lidia de Bernardi und RTS-Korrespondent Jean-Marc Heuberger. Copyright: SRG Luzern

Alle Fotos sind auf Facebook publiziert.

Die in der Rückschau erwähnten Radio- und Fernsehbeiträge können nachgehört und nachgeschaut werden:

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