Gesprächslounge: Wie kommt ein Komiker ins Fernsehen?
Die SRG Zentralschweiz lud am 16. September 2017 im Rahmen von „Stans lacht“ zur Gesprächslounge. Diskutiert wurde über die Rolle des SRF im Comedybereich, wie man ins Fernsehen kommt und wer die grösste künstlerische Freiheit geniesst. Als Gäste waren eingeladen: Stéphanie Berger, Viktor Giacobbo, Dominic Deville, Joël von Mutzenbecher und Rolf Tschäppät.
Die Szenerie mutete an wie in einer schummrigen Bar: Lederne Sofas, zwei Stehlampen und Dämmerlicht vor rotem Vorhang. Gespannt wartete man auf die illustre Gesprächsrunde. Völlig entspannt nahmen die sechs Gesprächsteilnehmer auf der Bühne Platz. So nah kommt man TV-Persönlichkeiten selten.
Kurzes Who-is-Who
Stéphanie Berger tourt zurzeit mit ihrem Programm „No Stress, No Fun!“ durch die Schweiz. Ihr Sitznachbar, Joël von Mutzenbecher erstellt für die Social-Media-Kanäle von SRF Kurzvideos zu aktuellen Themen. Viktor Giacobbo moderierte 8 Jahre lang Giacobbo/Müller. Neben ihm sass Dominic Deville, der Deville Late Night produziert. Dazu gesellte sich Rolf Tschäppät, der zu Zeiten von Giacobbo/Müller den Comedy-Bereich bei SRF verantwortet hat. Moderiert wurde der Anlass von Monika Schärer.
Warum ins Fernsehen
Gemäss den Diskussionsteilnehmern bewirkt ein Auftritt beim SRF eine enorme Bekanntheitssteigerung. Ein Komiker kann dadurch seine Fangemeinde stark vergrössern.
Zudem kommt ein Fernsehauftritt beim SRF einer Legitimierung gleich. So geschehen bei Joël von Mutzenbecher, der durch seinen Auftritt bei Giacobbo/Müller schweizweit als Komiker wahrgenommen wurde.
Aber wie kommt man denn als Komiker ins Fernsehen? Dazu erzählte Tschäppät, man beobachte die Szene aktiv und berücksichtige auch eingeschickte Videos. Allerdings sei das Auswählen schwierig. „Einige wenige Leute müssen entscheiden, was die Zuschauer an Humor gut finden.“
Vier gegen Einen
Ebenfalls zur Sprache kam der schmale Grat zwischen künstlerischer Freiheit und redaktionellem Eingreifen. Die Comedians forderten mehr Eigenverantwortung. Der ehemalige Comedy-Verantwortliche erklärte jedoch, dass das SRF bei Beschwerden geradestehen müsse. Im Gespräch zeigte sich, dass den Komikern mit steigender Erfahrung mehr Freiraum gegeben wird.
Zum Abschluss der Lounge äusserten die Gäste ihre Anliegen. Gewünscht wurden eine höhere Frauenquote im Comedybereich des Fernsehens und mehr Sketch-Comedy. Ausserdem sollen das Vertrauen und die Möglichkeiten für Jungtalente beim SRF bestehen bleiben.
Die Autorin dieses Beitrags, Nicole Aeschlimann, hat einen Bachelor in Kunstgeschichte und studiert Kulturwissenschaften im Master an der Universität Luzern. Sie verfasst nebenher Kulturkritiken für das Onlinemagazin Zentralplus.
Das Foto stammt von Markus Frömml. Copyright: Stans lacht. Die Lounge, die im Artikel beschrieben ist, wurde von der Scheuber Raumgestaltung in Ennetbürgen eingerichtet.
Für die Luzerner Zeitung hat Edi Ettlin über die Gesprächslounge berichtet. Den Artikel lesen Sie auf der Seite der Luzerner Zeitung.
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