«Wir haben einen Traumjob. Wir werden fürs Reden bezahlt!»

Von Nicole Aeschlimann

Karin Portmanns Stimme kennt man aus dem Radio. Vor über 20 Jahren hat es ihr beim Radio SRF «den Ärmel reingezogen». Die Begeisterung dafür ist nach wie vor spürbar (von ihr stammt das titelgebende Zitat). Seit März 2018 leitet sie die Regionalredaktion Zentralschweiz von Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Peter Gysling dürfte vielen als SRF-Auslandkorrespondent aus den Fernseh- und Radionachrichten bekannt sein. Er war mehrere Jahre fürs SRF in der Sowjetunion und später in Russland unterwegs.

Schreiben ohne Regeln

Der Abend startete mit der Präsentation der beiden Arbeitswelten – Moskau und Zentralschweiz. Karin Portmann gab einen umfangreichen Einblick in den Tagesablauf der Regionalredaktion in Luzern. Die Idee hinter dem Regionaljournal oder Regi ist das Erstellen und Verbreiten von regionalen Informationen für das deutschschweizerische Publikum. Da die erste Sendung bereits um 06:32 Uhr über den Äther geht, ist Arbeitsbeginn um 04:15 Uhr!

Erstaunt hatte vor allem die Tatsache, dass die Moderatorinnen und Moderatoren ihre Texte in Dialekt verfassen. «Miär schriibe aues uf Schwiizerdütsch» konnte man auf der Power Point-Folie lesen. Portmann erklärte warum: Im Schweizerdeutschen gebe es gewisse Zeitformen nicht. Um zu verhindern, dass unschöne Übersetzungen entstünden, schreibe man eben im Dialekt.

Der heisse Draht in die Schweiz

Peter Gysling ging bei seinen Ausführungen nicht nur auf seine journalistische Arbeit ein, sondern auch auf die Geschichte in und um Russland. Besonders interessant wurde es bei seinen persönlichen Erlebnissen. Da war zum Beispiel ein Aussenminister, der partout kein persönliches Interview geben wollte. Er lieferte seine Fragen und Antworten einfach schriftlich ab. Ein anderes Mal erzählte Gysling von der damaligen Technik. Die Aufnahmen vom sieben Kilogramm schweren Tonbandgerät mussten live übers Telefon in die Schweiz eingespielt werden. Und «längere Sendungen wurden den Piloten der Swissair mitgegeben», wie Gysling erklärte. An seinem Schmunzeln merkte man, dass das wohl nicht ganz konform war.

Was gibt's zu Essen in Russland?

Auch die No Billag-Initiative war an diesem Abend Thema. Auf die Publikumsfrage nach den Sparmassnahmen sagte Karin Portmann, dass der Spardruck präsent sei und der Verwaltungsrat Ende Juni über die Umsetzung des Sparprogramms entscheiden werde. Peter Gysling wurde auf die Schwierigkeiten, in ein völlig fremdes Land zu ziehen, angesprochen. Er erklärte, dass man sehr oft auf sich allein gestellt sei. Am liebsten wäre er jedoch in einer Rakete zu einem fremden Planeten aufgebrochen. Für den Entdecker Gysling war Russland von daher eine teilweise Erfüllung seines Wunsches. Die denkwürdigste Frage kam von Gastroexperte Herbert Huber. Mit «Was hast du dort gegessen?», erntete er schallendes Gelächter und Gysling nutzte die Chance über seinen Alltag in Moskau zu berichten. Nur die Frage nach dem Essen blieb vorerst unbeantwortet.

Das Format für diesen Abend haben die beiden Protagonisten selbst entworfen. Die Zuhörer erlebten eine abwechslungsreiche Mischung aus Erzählungen, Bildern und Fragen – so bunt wie der Journalismus selbst. Das zahlte sich aus. Von allen Seiten hörte man zum Schluss nur Positives. Und der Eine oder Andere liess es sich nicht nehmen, Gyslings neues Buch von ihm persönlich signieren zu lassen.

Die Autorin des Beitrags, Nicole Aeschlimann, hat einen Bachelor in Kunstgeschichte. Diesen Sommer schliesst sie an der Universität Luzern ihren Master in Kulturwissenschaften ab. Sie schreibt und fotografiert leidenschaftlich gerne. Beides kann sie beim Verfassen von Kulturkritiken für das Onlinemagazin Zentralplus ausleben.

Foto: Das Publikum im Engelsaal in Stans während des Vortrags von Peter Gysling. Copyright: SRG Nidwalden, fotografiert hat Raphael Jauch.

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