75 Jahre «Echo der Zeit»: Interview mit Beat Soltermann
Das «Echo der Zeit» gilt als Klassiker in der deutschsprachigen Radiowelt und ist zugleich eine der stärksten Marken von SRF. Seit 75 Jahren berichtet die Sendung jeden Abend über das Geschehen auf der Welt und in der Schweiz, ordnet ein und analysiert. Am Donnerstag, 17. September 2020, feiert das «Echo» Geburtstag. Redaktionsleiter Beat Soltermann über den Wandel der Medienwelt, prägende Ausgaben und das feu sacré.
Beat Soltermann, wie feiert das «Echo der Zeit» seinen 75. Geburtstag?
75 Jahre alt wird man nicht alle Tage. Wir haben uns deshalb entschieden, das ganze Jahr über ein wenig zu feiern. Zum Beispiel mit dem Podcast «Die raffinierte Lüge», bei dem es um Desinformation geht, und mit unserer Sommerserie, in der wir die grossen «Echo»-Themen nochmals Revue passieren liessen – und auch schauten, wie sich der Fokus und die Gewichtung über die Jahre veränderten.
Und am 17. September selbst, am Tag, an dem die erste Sendung ausgestrahlt wurde?
Da möchte ich noch nicht zu viel verraten. Nur so viel: Wir schauen und hören hinter die «Echo»-Kulissen, und wir wollen auch in die Zukunft schauen und die Frage stellen: Wird es das «Echo» auch in den nächsten 75 Jahren noch geben?
Wird es das?
Wenn es nach mir ginge, natürlich! Aber die Medienwelt ist derzeit so stark im Umbruch wie noch nie, da ist es schon schwierig, nur fünf oder zehn Jahre in die Zukunft zu schauen. Auch unser Unternehmen muss sich noch besser für die digitale Zukunft aufstellen. Ich denke, dass das «Echo der Zeit» hier in einer guten Ausgangsposition ist. Zum einen gibt es auch künftig ein grosses Bedürfnis nach Analyse und Hintergrundinformationen – gerade in einer immer komplexer werdenden Welt. Darauf wollen wir künftig noch stärker den Akzent setzen. Zum anderen sind wir schon heute auch digital unterwegs – der «Echo»-Podcast ist seit Jahren der populärste in der Schweiz. Diesen Spitzenplatz wollen wir verteidigen. Dennoch werden auch wir uns formell und publizistisch immer wieder anpassen müssen, ohne dabei die DNA unserer Sendung aufzugeben. So, wie wir das übrigens stets getan haben. Das ist mir aufgefallen, als ich zur Vorbereitung des Jubiläums vermehrt ältere Sendungen gehört und dabei realisiert habe, dass auch im «Echo» die Zeit nicht stehen geblieben ist.
Was sind die grössten Veränderungen im «Echo»?
Die Sendung ist im Vergleich zu den Anfangsjahren deutlich journalistischer. Damals fanden noch Beiträge Platz, die sehr weit weg von einem einordnenden und kritischen Journalismus waren. Auch die heutigen technologischen Möglichkeiten sind hörbar – mehr Beiträge mit Tönen zum Beispiel, oder Schaltungen zu Korrespondentinnen und Korrespondenten, auch kurzfristige. Das «Echo» ist über die Jahre zugänglicher und weniger elitär geworden, ohne dabei an Substanz zu verlieren.
Und was ist gleichgeblieben?
Das «feu sacré» des «Echo»-Teams, die hervorragende Zusammenarbeit mit den Korrespondentinnen und Korrespondenten in aller Welt sowie den Kolleginnen und Kollegen der Fachredaktionen in Bern, Zürich und den Regionen. Der Wille, die Welt etwas besser zu verstehen. Und die Freude am Radio und Audio.
Euer Publikum ist über die Jahre älter geworden. Wie kommt ihr an jüngere Hörerinnen und Hörer?
Es stimmt. Das Publikum, das unsere Sendung live am Radio hört, ist eher älter. Wir schätzen es aber dennoch sehr. Beim Podcast ist der Altersdurchschnitt tiefer. Wir stellen fest, dass viele Dreissig- bis Vierzigjährige das «Echo» nicht kennen. Wenn sie es aber einmal entdecken, sind die Rückmeldungen sehr positiv. Wir überlegen uns deshalb, wie wir unsere Sendung und deren Inhalte noch besser bekannt machen können. Einerseits in den sozialen Medien, anderseits in direktem Kontakt. Ende Jahr führen wir zum Beispiel je eine Veranstaltung am Europa-Institut der Universität Basel und am Gymnasium Rämibühl in Zürich durch – sofern uns Corona diese Pläne nicht durchkreuzt.
Beat Soltermann ist Redaktionsleiter und Moderator des «Echo der Zeit» (auf dem Foto in seinem Büro). Das Interview hat Tabea Mägli, Redaktorin in der Abteilung Kommunikation von SRF, geführt. Zuerst ist es im Intranet von SRF erschienen. Bilder: SRF
«Echo der Zeit»-Jubiläumsprogramm vom 17. September 2020:
- «Morgengast» auf Radio SRF1: Lis Borner, Chefredaktorin Radio und ehemalige «Echo»-Produzentin und -Moderatorin
- «Treffpunkt» auf Radio SRF1: Beat Soltermann, Redaktionsleiter «Echo der Zeit»
- «Stunde 2-3» auf Radio SRF1: Casper Selg, «Echo»-Urgestein
- «Echo der Zeit» auf Radio SRF1, SRF2 Kultur, SRF4 News und Musigwelle: Jubiläumsausgabe, Moderation: Simone Hulliger, Produktion: Markus Hofmann
- «Zeitblende» auf Radio SRF 1 (bereits am 5. September 2020 ausgestrahlt): Ein Rückblick auf die Geburtsstunde des «Echo der Zeit»
Zudem gibt es diverse Aktionen auf den sozialen Kanälen.
Medienqualität: «Echo der Zeit» setzt Massstäbe
Seit 2014 misst der Stifterverein Medienqualität Schweiz die Entwicklung der Qualität der wichtigsten Informationsmedien der Schweiz. Zum dritten Mal führt das «Echo der Zeit» die Bestenliste an. Die Ergebnisse des Medienqualitätsratings 2020 für Radio- und Fernsehsendungen finden sich hier.
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