75 Jahre SRG Nidwalden – von der Gründung 1946 bis heute

An der Gründungsversammlung der Innerschweizerischen Rundspruch-Gesellschaft oder IRG am Montag, 28. Januar 1946, nehmen 3 Männer aus Nidwalden teil: Regierungsrat Gottfried Odermatt, Josef von Matt und Eduard Achermann.

Ihnen erteilt IRG-Präsident Gotthard Egli am 18. April 1946 den Auftrag, «unverzüglich» die kantonale Sektion zu gründen.

Dem kommen die drei Herren prompt nach: Die SRG Nidwalden wird am 24. August 1946 im Hotel Winkelried in Stans gegründet. Der erste Präsident heisst Gottfried Odermatt.

Nach dem plötzlichen Tod von Gottfried Odermatt (kleines Foto oben links auf der Collage unten) am 15. März 1947 muss sich die neugegründete Rundspruchgesellschaft Nidwalden zuerst wieder finden.

Am Samstag, 4. April 1954, beruft Josef von Matt senior (kleines Foto unten links) die erste Generalversammlung nach der Gründungsversammlung ein. Er wird zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt und bleibt bis 1970 Präsident. Er könnte als der Präsident der Nachwuchsförderung und der guten Kontakte zum Radiostudio Basel in die Annalen eingehen, denn während seiner Präsidialzeit finden auffallend viele Reporterkurse und «Tonbandwettbewerbe» statt.

Josef von Matt, der im Radiostudio Zürich arbeitet, hat einen guten Draht auch ins Studio Basel, das für die Sendungen über und für Nidwalden zuständig ist.

In den Jahresberichten 1954 und 1955 wird berichtet, dass die Nidwaldner Sektion «ausserordentliche Kontakte» mit dem Studio Basel pflegt, es wird sogar von «ihrem» Studio geschrieben. 1957 sendet das Studio Basel 30 Beiträge von und über den «kleinen Stand» Nidwalden. Stolz wird im Jahresbericht vermerkt, dass mit dem Studio Basel «gerne zusammengearbeitet wird».

Und wie erfahren die Zuhörerinnen und Zuhörer, wenn es am Radio eine Sendung über und aus Nidwalden gibt? Die Sendungen werden in den «Nidwaldner Blättern» publiziert – wie es im Protokoll der Generalversammlung von 1956 heisst.

Josef von Matt senior ist nicht nur seit 1954 Präsident der IRG Nidwalden, er amtet auch als Mitglied der Programmkommission der Innerschweizer Rundspruchgesellschaft (IRG). In letzterer Funktion sorgt er dafür, dass der kleine Stand Nidwalden nicht vergessen geht bei der Programmplanung.

1970 tritt Josef von Matt nach 17 Jahren in der Programmkommission zurück. Sein Nachfolger im Gremium ist Josef von Matt junior, sein Sohn. Bekannt als Beppi von Matt wird er 10 Jahre später zuerst Präsident der IRG Nidwalden und 1983 Präsident der IRG.

Die Familie von Matt ist so eng mit der IRG verbunden, dass die IRG Nidwalden 1981 auch den 80. Geburtstag von Josef von Matt senior nicht nur mitfeiert, sondern mitorganisiert.

1970 übernimmt der Lehrer und Schriftsteller Walter Käslin (dritter von rechts auf der Collage der Präsidenten weiter oben) das Präsidium für weitere 10 Jahre. Die 70er Jahre sind ruhige Jahre für die Sektion.

Sein Nachfolger wird 1980 Josef (Beppi) von Matt junior, der Sohn des zweiten Präsidenten, Historiker und Buchhändler (zweiter von rechts). Schon drei Jahre später gibt er das Amt auf – und wird Präsident der Innerschweizer Rundspruchgesellschaft. Der Lehrer Marco Hitz (ganz rechts) übernimmt bis 1987, bevor die Delegierten das langjährige Vorstandsmitglied Richi Odermatt zum Präsidenten ernennen.

Die einzigen erhaltenen Vorstandsfotos stammen aus den 80er- und 90er-Jahren. Überliefert ist jedoch, dass der Vorstand 1974 auf das Taggeld verzichtet hat, um ein Tonbandgerät der Marke «Tandberg» zu kaufen.

Die Sektion Nidwalden hat es seit jeher verstanden, den Mitgliedern ein musikalisches und/oder erzählerisches Programm zu bieten unter Einbezug von bekannten Radio- und TV-Schaffenden. Hier eine kleine Auswahl der Highlights in der Geschichte der Sektion:

  • 80 Personen nehmen 1995 an der GV teil: Der Vorstand bot eine «Plauderstunde mit Benissimo-Präsentator Beni Thurnherr». Im Jahresbericht wird denn auch der «TV-Star» für den «Aufmarsch» verantwortlich gemacht.
  • Einziger Ausreisser im Programm und mit über 200 Personen trotzdem sehr gut besucht: Das Politische Podium «Medien, die 4. Gewalt im Staat» 1997. Es diskutieren Politiker:innen und Medienschaffende. Diese Veranstaltung organisiert die Sektion zusammen mit Obwalden und dem Nidwaldner Volksblatt.
  • 2000 gibt es einen Volksmusikwettbewerb in der Zentralschweiz, deren Gewinner in Beckenried aufspielen.
  • Die Nacht an der Luga 2002 mit Jeff Turner und den Nidwaldner Buebä ist – Zitat aus dem Jahresbericht – «ein Fest und ein unvergesslicher Anlass für unsere Mitglieder».
  • 2011 gibt die SRG Nidwalden eine CD mit Geschichten von Edmund Amstad heraus, die CD wird an der Generalversammlung vor 140 Mitgliedern getauft.
  • 2005 folgen 280 Personen dem GV-Rahmenprogramm mit Birgit Steinegger und der Vorpremiere der Comedy-Show «Total Birgit».
  • November 2006: 60 Jahr-Feier im Seehotel Sternen mit 260 Mitgliedern und Gästen. Der Präsident schreibt im Jahresbericht von einem «einmaligen, musikalischen und kulinarischen Abend mit einem urchigen 7-Gang Überraschungs-Menü». Selbstredend, dass aus den Gästen an diesem Abend Mitglieder werden.
  • 2008 Vorausscheidung zum Kleinen Prix Walo in Zusammenarbeit mit der Show Szene Schweiz. Der Gemeindesaal ist voll besetzt.
  • 2009 ist der weltberühmte Nidwaldner Polizeifotograf Arnold Odermatt zu Gast an der GV. Dieser stellt mit seinen künstlerischen Tatort-Fotos an der Biennale in Venedig aus, in Museen auf der ganzen Welt und im Fotomuseum Winterthur.

Die Nidwaldner sind bekannterweise gute Geschichtenerzähler. Das kommt dem Radio zugute und auch den Nidwaldnern, die reihenweise Preise für Radio-Geschichten aber auch musikalische Leistungen abräumen.

  • 1956 gewinnt Konstantin Vokinger von Stans 600 Franken im Hörspielwettbewerb der IRG. Sein Hörspiel «Umänä Pfarrer uis» sei zwar noch nicht sendefertig, heisst es im Jahresbericht, aber das beste der eingereichten Hörspiele.
  • Beim Geschichtenwettbewerb ein Jahr später geht der zweite Platz an Nidwalden: Werner Baggenstoss aus Stans gewinnt 250 Franken für seine Radio-Erzählung «Dr Schwändibock». Und 1962 werden sogar 3 Nidwaldner am Erzählwettbewerb der IRG ausgezeichnet. 1964 gewinnt ein Nidwaldner den ersten Preis: 200 Franken gehen an Edmund Amstad für seine Erzählung «Jahrhundert 1800».
  • 1986 verleiht die IRG den Anerkennungspreis dem Beckenrieder Mundartdichter Walter Käslin (Bild u.l.), 3 Jahre später dem Komponisten und Jodlerexperten Heinrich Leuthold (Bild o.l.), 1996 bekommt Marlène Wirthner für ihr Hörspiel «Einsatzbüro Valerie» einen Werkauftrag.
  • Die grössten Preise gehen jedoch 1961 an Josef von Matt senior (Bild u.r.) und im Jahr 2000 an Marie Odermatt-Lussy (Bild o.r.) Josef von Matt wird der Radiopreis der IRG für sein Radio-Schaffen verliehen. In der Ansprache hebt IRG-Präsident Gotthard Egli die Verdienste der Familie von Matt hervor, das Studio Basel gratuliert und alle Regierungsräte sind bei der Preisübergabe im Rathaus in Stans anwesend. Die Stanser Volkskundlerin und Radioautorin Marie Odermatt hingegen kommt im kleineren Kreis zu Ehren: 2000 erhält sie postum den ZRG-Medienpreis für ihre Arbeiten. Im Theater an der Mürg hält Brigitt Flüeler, die Präsidentin des Historischen Vereins Nidwalden, die Laudatio.

Heute ist die SRG Nidwalden die grösste der Zentralschweizer Sektionen. Sie zählt Ende 2020 917 Mitglieder.

Der Vorstand besteht aus dem Präsidenten Richard Odermatt, der Verantwortlichen «Projekte», Manuela Sommer, dem Verantwortlichen «Programm» Thedy Christen, der Verantwortlichen «Projekte» Nicole Jauch-Risi, der Verantwortlichen «Finanzen» Melanie Käslin und dem Vetreter des Regierungsrats Nidwalden Oliver Mattmann. (Foto v.l.n.r.)

Was die SRG Nidwalden ausmacht: «Unsere Mitglieder sind der SRG über Jahrzehnte lang treu und besuchen begeistert die Anlässe.»

Auf dem Titelbild ist der SRG Nidwalden-Abend 2017 auf dem Stanserhorn zu sehen. Die historischen Dokumente stammen aus dem Archiv der SRG Zentralschweiz. Copyright: SRG Zentralschweiz

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