«Für Krawattenfarbe nicht zuständig»: Die SRG-Ombudsstelle zu Gast bei der SRG Schwyz
Esther Girsberger und Kurt Schöbi, die Ombudsleute der SRG Deutschschweiz, erzählten am Dienstag, 15. Juni 2021, im Hotel Drei Könige in Einsiedeln von ihrer abwechslungsreichen und anspruchsvollen Arbeit. Rund zwei Dutzend interessierte Personen waren mit dabei. Mehr zum unterhaltsamen Abend im Video von Valentin Kälin, Vorstandsmitglied der SRG Schwyz. Copyright: SRG Schwyz.
Der Anlass wurde von der SRG Schwyz offeriert. Der Einsiedler Urs Fink führte als Präsident in den Begrüssungsworten aus, dass die Pressefreiheit in der Schweiz gemäss der Organisation «Reporter ohne Grenzen» vorbildlich sei. Von 180 erfassten und befragten Ländern liege unsere Nation auf Rang zehn. «Dies ist richtig und wichtig, da freie und unabhängige Medien für eine Demokratie unerlässlich sind. Der Austausch von Informationen, Argumenten und Meinungen sind ihre Basis. Medien leben davon, die Bürgerin und den Bürger zu informieren, Sachverhalte aufzuzeigen und zwischen Politik, Kultur und Wirtschaft zu vermitteln.» Da es keine Debatte über Freiheit gebe, ohne auch eine Debatte über Macht zu führen, würden die Medien auch eine Kontrollfunktion gegenüber der Macht oder den Mächtigen wahrnehmen.
«Wenn die Ausgewogenheit und Sachgerechtigkeit durch das Publikum infrage gestellt werden, kommen bei einer Beschwerde die Ombudsstelle der SRG Deutschschweiz oder die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) ins Spiel», erläuterte Urs Fink.
Vizepräsidentin Marianne Noser stellte die beiden Ombudsleute vor. Beide haben einen grossen und breiten beruflichen Rucksack mit entsprechendem Wissen und weitreichenden Erfahrungen vorzuweisen. «Sie sind ausgewiesene Profis mit unterschiedlicher Gattung», so Marianne Noser.
Schlichtungsstelle bei Beanstandungen
Esther Girsberger und Kurt Schöbi begannen ihr Amt vor gut einem Jahr im Co-Sharing mit je 40 Prozent. Da das letzte Jahr mit 1'161 Ombudsfällen ein neues Rekordjahr war, mussten die Stellenprozente von 80 auf 140 angehoben werden. 61 Prozent der Fälle wurden mit Stellungnahme der Redaktion erledigt, 18 Prozent ohne Stellungnahme der Redaktion.
Dass die Ombudsstelle als Schlichtungsstelle ohne Weisungsbefugnis gute Arbeit leistet, beweist auch die Tatsache, dass insgesamt in der ganzen Schweiz letztes Jahr nur 43 Fälle an die UBI weitergeleitet wurden.
«Für Krawattenfarbe nicht zuständig»
Anhand von einigen Beispielen erläuterten Esther Girsberger und Kurt Schöbi ihre Arbeit.
Die Ombudsstelle ist zuständig für redaktionelle Publikationen, nicht aber für bezahlte Schleichwerbung, Kommentarspalten und Programmänderungen. «Für die Krawattenfarbe sind wir nicht zuständig», so Esther Girsberger.
Da es leider auch notorische Beanstanderinnen und Beanstander gebe oder Beanstandungen an die Ombudsstelle gerichtet würden, die gar keine Beanstandungen seien, «müssen wir viele Beanstandungen mit Copy Paste (sprich kopieren und einfügen) beantworten», so Esther Girsberger.
Die beiden Ombudsleute sind der Meinung, dass einige Regelungen – wie beispielsweise Fristen – geändert werden sollten. Sie erwarten künftig eine weitere Ausweitung ihrer Tätigkeit, so beispielsweise im Bereich der sozialen Medien.
Nach der Beantwortung von zahlreichen Fragen aus dem Publikum würdigte Urs Fink die Arbeit der Ombudsstelle mit den Worten: «Dieses Engagement ist ein wichtiger Bestandteil der Glaubwürdigkeit von SRF.»Der spannende und gelungene Anlass klang mit Diskussionen bei einem offerierten Apéro aus.
Text und Foto: Koni Schuler, Vorstandsmitglied der SRG Schwyz
Video: Valentin Kälin, Vorstandsmitglied der SRG Schwyz
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