Zwischen Druck und Durchhaltewillen: Rückblick aufs SRG-Luzern-Podium zum Lokaljournalismus

Wie steht es um die Medienvielfalt im Kanton Luzern? Diese Frage stand am Mittwochabend, 25. Juni 2025, im Zentrum der Podiumsdiskussion im Kulturhaus Fruchthof in Sursee. Auf Einladung der SRG Luzern diskutierten Vertreterinnen und Vertreter regionaler Medienhäuser über die Herausforderungen und Perspektiven des Lokaljournalismus.
In seinem einleitenden Input stellte Fabian Muster, Studienleiter für Lokaljournalismus am MAZ – Institut für Journalismus und Kommunikation, pointiert dar, wie stark der Lokaljournalismus unter Druck geraten ist und warum er gerade jetzt unverzichtbar bleibt: In der Schweiz sind in den vergangenen Jahren zahlreiche regionale Publikationen verschwunden. Die zunehmende Medienkonzentration führt dazu, dass zwar weiterhin über politische Entscheidungen berichtet wird, die lokale Einordnung fehlt jedoch oft. Er benannte den Lokaljournalismus als essenziell für die Demokratie, die regionale Identität und das Vertrauen in Institutionen. Studien zeigen: Wo lokale Berichterstattung fehlt, sinkt die politische Beteiligung der Bevölkerung und die Gefahr von Korruption steigt.
Auf dem Podium zeigte sich ein differenziertes Stimmungsbild: Trotz struktureller Herausforderungen, steigender Arbeitslast, Spardruck und Generationenwechsel ist viel Engagement und Zukunftsoptimismus spürbar. Junge Journalistinnen und Journalisten bringen frischen Wind in die Redaktionen und übernehmen Verantwortung, Redaktionsteams finden innovative Wege, um nah an der Bevölkerung zu sein und zu bleiben. Gleichzeitig betonten die Podiumsteilnehmenden, dass es stabile Rahmenbedingungen und Ressourcen braucht, um diesen Wandel nachhaltig gestalten zu können.
Die Medienhäuser präsentierten unterschiedliche Ansätze: Die Surseer Woche setzt laut Flavia Rivola, Chefredaktorin, auf einen aktiven Leser:innenrat und pflegt so einen engen Austausch mit dem Publikum, um die Bedürfnisse der Leserschaft besser im Blick zu haben. Der Willisauer Bote überlässt, wie David Koller, Chefredaktor und publizistischer Leiter, berichtet, die Pflege seiner Social-Media-Kanäle gezielt jüngeren Medienschaffenden. Die SRF-Regionalredaktion Zentralschweiz baut derzeit eine multimediale Regionalredaktion auf, um Inhalte künftig noch stärker über Radio, TV und Online zu verzahnen, wie das Co-Leitungs-Team der SRF-Regionalredaktion Zentralschweiz Karin Portmann und Christian Oechslin erzählen.
Die Luzerner Zeitung experimentiert mit KI – nicht, um Inhalte zu erstellen, sondern als Unterstützung und Automatisierungshilfe im Redaktionsalltag. Federico Gagliano, Stv. Leiter Ressort Kanton, Luzerner Zeitung, betonte: «KI kann die Effizienz steigern. Das Ziel darf aber nicht sein, freigewordene Ressourcen zu nutzen, um Stellen abzubauen, sondern sie gezielt in die Weiterentwicklung des Produkts zu investieren».
Der Wunsch nach mehr Zusammenarbeit zwischen den Medienhäusern wurde von einer Stimme im Publikum geäussert. Diese Zusammenarbeit findet indirekt statt. Seit Anfang 2025 stellt die SRG privaten Schweizer Medienunternehmen beispielsweise rohes audiovisuelles Material zur Verfügung. Ziel ist es, die Medienlandschaft in der Schweiz zu stärken und den Zusammenhalt zwischen der SRG und privaten Medienhäusern zu festigen. Auch das Konkurrenzverhältnis wurde differenziert betrachtet. Medien auf lokaler und regionaler Stufe agieren in unterschiedlichen Feldern. Sie konkurrieren zwar alle um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung, tun dies jedoch in jeweils eigenen Wirkungsräumen. Ein direkter 1:1-Vergleich greift deshalb zu kurz. Vielmehr bestehen funktionale Unterschiede, die Raum für Ergänzung lassen.
Trotz aller Herausforderungen wurde am Podium deutlich, wie viel persönliches Engagement und Professionalität in der lokalen Berichterstattung steckt. Der Lokaljournalismus lebt, weil Menschen ihn mit Überzeugung tragen und weiterentwickeln. Oder, wie es Fabian Muster in seiner Anmoderation formulierte: Lokaljournalist:innen sind heute nicht mehr nur Fünfkämpfer:innen, sie sind längst Zehnkämpfer:innen – sie übernehmen Aufgaben in vielen Disziplinen. Gerade deshalb sind sie und ihr Berufsfeld auf den Rückhalt und die Wertschätzung der Bevölkerung angewiesen.
Text: Geschäftsstelle SRG Zentralschweiz. Fotos: Joana Büchler, Roman Gibel, SRG Zentralschweiz. Copyright: SRG Luzern.